Ins Jahrtausend der Mönche | Beverunger Rundschau

Veröffentlicht am 19.03.2025 10:29

Ins Jahrtausend der Mönche

Der Countdown zum Saisonbeginn läuft: In der Erdgeschosshalle des karolingischen Westwerks machten Marcus Beverungen, Verwaltungsleiter des Pastoralverbunds Corvey, und Standortleitung Annika Pröbe die Gästeführer mit der Technik zum Start der Filmprojektion vertraut. (Foto: Kirchengemeinde Corvey)
Der Countdown zum Saisonbeginn läuft: In der Erdgeschosshalle des karolingischen Westwerks machten Marcus Beverungen, Verwaltungsleiter des Pastoralverbunds Corvey, und Standortleitung Annika Pröbe die Gästeführer mit der Technik zum Start der Filmprojektion vertraut. (Foto: Kirchengemeinde Corvey)
Der Countdown zum Saisonbeginn läuft: In der Erdgeschosshalle des karolingischen Westwerks machten Marcus Beverungen, Verwaltungsleiter des Pastoralverbunds Corvey, und Standortleitung Annika Pröbe die Gästeführer mit der Technik zum Start der Filmprojektion vertraut. (Foto: Kirchengemeinde Corvey)
Der Countdown zum Saisonbeginn läuft: In der Erdgeschosshalle des karolingischen Westwerks machten Marcus Beverungen, Verwaltungsleiter des Pastoralverbunds Corvey, und Standortleitung Annika Pröbe die Gästeführer mit der Technik zum Start der Filmprojektion vertraut. (Foto: Kirchengemeinde Corvey)
Der Countdown zum Saisonbeginn läuft: In der Erdgeschosshalle des karolingischen Westwerks machten Marcus Beverungen, Verwaltungsleiter des Pastoralverbunds Corvey, und Standortleitung Annika Pröbe die Gästeführer mit der Technik zum Start der Filmprojektion vertraut. (Foto: Kirchengemeinde Corvey)

Das einzige Weltkulturerbe in Westfalen, die ehemalige Benediktinerabtei Corvey, startet mit einem fulminanten digitalen Angebot der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus in die bevorstehende neue Saison: In der Erdgeschosshalle des karolingischen Westwerks heißt es für geführte Gruppen von Samstag, 5. April, an „Film ab“ zu einer bildgewaltigen, immersiven Zeitreise in das Jahrtausend der Mönche.

Diese 1000 Jahre erblühen auf einer 40 Quadratmeter großen, multifunktionalen Glastrennwand zwischen Westwerk und barocker Abteikirche. Die gläserne Fläche kann per Knopfdruck zu 90 Prozent blickdicht geschaltet werden und wird somit im Handumdrehen zur Projektionsfläche für den spektakulären Acht-Minuten-Film.

Dieser nimmt die Gäste mit in die monastische Geschichte Corveys und spannt einen Bogen von der Gründung des Klosters 822 bis zum Wiederaufbau der Abtei nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Kriegs. Die Zuschauenden tauchen regelrecht ein in das Klosterleben, bauen die karolingische Basilika und das imposante Westwerk mit, schauen den kunstfertigen Mönchen im mittelalterlichen Skriptorium beim Anfertigen großartiger Handschriften über die Schulter und begleiten schließlich Christoph Bernhard von Galen, den Fürstbischof von Münster und tatkräftigen Administrator Corveys, dabei, wie er das Klosterleben nach dem Dreißigjährigen Krieg zu neuer Blüte führt. Und wie die prachtvolle barocke Abteikirche samt der Klosteranlage, wie sie bis heute besteht, aus dem Boden wächst.

Storytelling hören Gäste über Headsets

Die Triumphalarchitektur der Abteikirche ist nach Ende des Films dann flugs wieder im Original zu bewundern. Denn so schnell die intelligente Glaswand undurchschaubar geworden ist, gibt sie auch wieder die Sichtbeziehung vom frühen Mittelalter, welches die Erdgeschosshalle des Westwerks konserviert, in die Neuzeit und die Opulenz des barocken Kirchenraums frei.

Das Storytelling hören die Besuchenden über Headsets. Die spektakulären Bilder und Erzählungen im Kopf, machen sie sich dann im Rahmen ihrer Führung mit Tablets in der Hand auf den Weg in den Johanneschor – der Herzkammer des Welterbes. Dessen reiche farbige Ausgestaltung aus karolingischer Zeit erblüht auf dem Bildschirm mitsamt den bedeutenden lebensgroßen Stuckfiguren von einst zu neuem Leben. Diese virtuelle Renaissance bringt die kostbare fragmentarische Originalsubstanz aus dem 9. Jahrhundert zum Sprechen und hat seit ihrem Start in der Saison 2023 schon viele Gäste beeindruckt. Jetzt komplettiert die Filmprojektion im Erdgeschoss die sinnenfreudige und zeitgemäße, aber wissenschaftlich fundierte und lehrreiche Zeitreise in die Vergangenheit dieses als „Wunder Sachsens und des ganzen Erdkreises“ besungenen großen Klosterortes.

Zu erleben sein wird beides – der Film und der Tablet-Rundgang – im Rahmen öffentlicher und gebuchter Führungen (Telefon 05271/68168). In dieser Saison bietet die Welterbestätte erstmals an jedem Tag um 15 Uhr eine öffentliche Führung an.  An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen kommt zusätzlich jeweils um 11 Uhr eine weitere öffentliche Führung hinzu. Anmeldungen sind nicht erforderlich.

Restauratoren sichern Wandmalereien

Die öffentlichen und gebuchten Führungen umfassen auch das Schloss mit seinen Salons, dem barocken Kaisersaal und die Fürstliche Bibliothek. Sie gehört mit ihren 74.000 Bänden zu den kostbarsten und größten Privatbibliotheken Deutschlands und ist auch mit einem großen Namen verbunden: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1789-1874). Der Deutschlandlied-Dichter verbrachte seine letzten 14 Lebensjahre als Bibliothekar des Herzogs in Corvey und schaffte wertvolle Einzelwerke, Pracht- und Ansichtenbände an.

Begraben liegt Hoffmann auf dem Friedhof neben der Abteikirche. Wegen der Bauarbeiten zur barrierefreien Erschließung des Johanneschores wird sein Grab vorerst auch weiterhin nicht direkt durch die Kirche, sondern nur über das rückwärtige Friedhofstor zu erreichen sein. Die Gäste müssen den Weg über die Schlossanlage und den Innenhof nehmen. Am Ende des Innenhofs biegen sie rechts ab und gehen dann direkt auf das Friedhofstor zu.

Wer Corvey besucht, trifft im Westwerk durchaus auf das eine oder andere Gerüst. Denn solch ein bedeutendes Kulturdenkmal ist vergleichbar mit einer Dombauhütte. Zum Erhalt der sensiblen Bausubstanz ist immer viel zu tun. Unter der Regie der Standortleitung Welterbe karolingisches Westwerk und Abteikirche Corvey im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn, Annika Pröbe, nehmen Fachleute unterschiedlicher Disziplinen in den nächsten Monaten die karolingischen Wandmalereien unter die Lupe. „Wir möchten sie sichern und für künftige Generationen erhalten“, kündigt die Historikerin an. Restauratoren bei ihrer Arbeit zu sehen, habe für Gäste sicher einen ganz eigenen, besonderen Reiz.

Täglich von 10 bis 18 Uhr (letzter Einlass 17 Uhr) öffnet die Welterbestätte vom 5. April bis Anfang November die Türen. Die digitalen Angebote im Westwerk sind zwar nur bei Führungen zu erleben. Trotzdem können Einzelbesucher ebenfalls ins Jahrtausend der Mönche eintauchen. Die neu konzipierte Dauerausstellung in den Räumen des Schlosses lädt dazu ein. Im Stillen Winkel des Kreuzgangs geht es los. Dort wird die klösterliche Geschichte Corveys in vier Filmbeiträgen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten auf einem großen Bildschirm lebendig.

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