Die Stadt Helmarshausen war einst ein bedeutender Fleck auf der Landkarte und kann auf über 1000 Jahre Geschichte zurückblicken. Das Klostergelände neben der evangelischen Kirche erzählt noch heute denen, die die Spuren der großen Zeit suchen, vom einstigen Glanz. Wer den bronzenen Mönchen im Klosterhof über die Schulter schaut, bekommt einen Eindruck von der Kunstfertigkeit, die an diesem Fleck eine Blütezeit hatte.
Der Aufstieg des Ortes im Diemeltal begann mit seiner Schenkung an Kaiser Otto III., der dort ein Kloster gründen wollte. Der Orden der Benediktiner erhielt bald wirtschaftlich bedeutende Rechte und Privilegien wie das Markt-, das Münz- und das Zollrecht. Bischof Meinwerk von Paderborn weihte im Jahr 1011 die erste Klosterkirche und sechs Jahre später wurde das Kloster von Kaiser Heinrich dem Bistum Paderborn unterstellt. Unter Abt Thietmar (1080 bis 1115/20) gelangte das Kloster und mit ihm die Stadt zur wirtschaftlichen Blüte und wurde durch die Überführung der Reliquien des Heiligen Modoald von Trier nach Helmarshausen zur Wallfahrtsstätte.
Man muss sich das geschäftige Treiben dieser Zeit vorstellen, mit Händlern, die zum Markttag ihre Waren feilboten, gelehrten Mönchen, die ihr Wissen in der Klosterschule weitergaben und den zahlreichen Werkstätten, in denen Dinge des täglichen Gebrauchs, aber auch kunsthandwerkliche Schätze zu Ehren des Allerhöchsten entstanden.
Teure Materialien wie Gold und edle Steine wurden hier verarbeitet und zierten die heiligen Bibelabschriften, die in der Schreibwerkstatt entstanden. Bruder Heriman ist überliefert als einer der Mönche, die in monatelanger Arbeit die Heilige Schrift auf Pergament, also Tierhaut, vervielfältigten. Jede der 229 Seiten ist ein eigenes Kunstwerk der Buchmalkunst und viele Seiten wurden mit Malereien und Blattgold geschmückt.
Das berühmte Evangeliar Heinrichs des Löwen wurde um 1180 in Helmarshausen geschaffen. Es gilt als teuerste Handschrift und ist wegen seiner Miniaturen eines der bedeutendsten Kunstwerke der Buchmalkunst des Mittelalters. Ein deutsches Bieterkonsortium erwarb diese Handschrift am 6. Dezember 1983 auf einer Londoner Auktion von Sotheby's für 32,5 Millionen DM.
Wer mehr über die Kunstwerkstatten des Klosters erfahren möchte, kann das Museum besuchen, das vom Heimatverein unterhalten wird. Das Museum ist im historischen Rathaus, ganz in der Nähe des Klostergeländes, untergebracht und am Wochenende geöffnet.
Hier erfährt man unter anderem, wie die Pergamentseiten und die Farben für die Buchmalkunst angefertigt wurden. Bedeutende Werke der Goldschmiedekunst, die zum Teil heute noch erhalten sind, wurden in dem im frühen Mittelalter bedeutenden Ort geschaffen. Der Goldschmied und Mönch Roger von Helmarshausen schuf kostbare, goldene Buchdeckel für Abschriften der Bibel. Außerdem entstanden in seiner Werkstatt kostbare Gegenstände zur Feier der heiligen Messe, wie Tragaltäre oder Kreuze.
Wer das Klostergelände heute besucht, findet einen Grundriss der Klosterkirche vor, der seit 2006 mit Sandsteinplatten auf dem Boden ausgelegt ist. Von den einstigen Klostergebäuden ist nicht mehr viel erhalten.
Das Benediktinerkloster, zu dessen Schutz 1220 die Krukenburg erbaut wurde, wurde 1538 im Zuge der Reformation aufgelöst. Im Jahr 1540 gehörte der Ort vollständig dem hessischen Landgrafen Philipp dem Großmütigen, der Rechte und Besitz erworben hatte. Die Gebäude verfielen. Die Kirche wurde im 17. Jahrhundert abgetragen und aus einem Teil ihrer Steine um 1749 die noch erhaltene Zehntscheune erbaut. Diese wurde vor kurzem zur Kindertagesstätte umgenutzt. Die benachbarte Stadtkirche war immer Kirche der Gemeinde und gehörte nie zum Klosterareal.
Die von der Grebensteiner Künstlerin Karin Bormann-Roth geschaffene Skulptur der beiden Helmarshäuser Mönche Heriman und Roger ist seit 2019 im Klosterhof von Helmarshausen zu bewundern. Sie wurde anlässlich des Stadtjubiläums aufgestellt. Der Heimatverein, die Stadt und die Kirchengemeinde hatten sich für die Skulptur engagiert und eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Spenden kamen vom Bistum Fulda und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel, der Kasseler Sparkasse sowie von vielen privaten Einzelspendern.