Heimische Märchen und Sagen: Magischer Reinhardswald | Beverunger Rundschau

Veröffentlicht am 22.09.2023 14:02

Heimische Märchen und Sagen: Magischer Reinhardswald

Manche Sage spricht davon, dass es etwas im Reinhardswald zu finden gäbe, das mehr wert sei als Eicheln. (Foto: Marc Otto)
Manche Sage spricht davon, dass es etwas im Reinhardswald zu finden gäbe, das mehr wert sei als Eicheln. (Foto: Marc Otto)
Manche Sage spricht davon, dass es etwas im Reinhardswald zu finden gäbe, das mehr wert sei als Eicheln. (Foto: Marc Otto)
Manche Sage spricht davon, dass es etwas im Reinhardswald zu finden gäbe, das mehr wert sei als Eicheln. (Foto: Marc Otto)
Manche Sage spricht davon, dass es etwas im Reinhardswald zu finden gäbe, das mehr wert sei als Eicheln. (Foto: Marc Otto)

Einst war die Zeit, da war die Natur dem Menschen fremd, unheimlich, ja furchteinflößend. Kein Ort, durch den man einfach wanderte und es als wunderbare Entspannung empfand. Die Wälder waren dunkel und finster. Bewohnt nicht nur von wilden Tieren, sondern auch von Geistern, Zwergen, Riesen. Und nicht selten ging der Teufel selbst um auf der Suche nach Seelen, die es in Versuchung zu führen lohnte.

Unterhaltung und Warnung

Geschichten, Sagen und Märchen dienten - und dienen auch heute - den Menschen als Unterhaltung in den stilleren Stunden, in den Spinnstuben am warmen Ofen, während draußen der Winter besonders das Landleben zur Ruhe zwang. Manche waren auch Warnung und Mahnung vor der düsteren Realität hinter dem magischen Schleier der Erzählung.

Der Wald als Bühne

Der Reinhardswald kennt viele Sagen und Märchen, liegt er doch nicht ohne Grund an der Deutschen Märchenstraße. Mit den Gebrüdern Grimm lebten im nahen Kassel einige der berühmtesten Märchenerzähler, die landesweit und über deutsche Grenzen hinaus bekannt wurden. Einige ihrer gesammelten Märchen trugen sich im Reinhardswald zu. So ist etwa das Märchen von Hans im Glück im Süden des Reinhardswaldes angesiedelt. Auf der Sababurg verortet man gar das Märchen von Dornröschen. Doch viele weitere, wenn auch etwas weniger bekannte Sagen nutzen den Wald und seine Umgebung als Bühne.

Die Ernte des Grafen Reinhard

Schon die Entstehung des Reinhardswaldes ist in einem Mythos verpackt. So heißt es, vor langer Zeit hätten die Ländereien zwischen Weser und Diemel einem Grafen namens Reinhard gehört. Dieser hegte eine große Liebe fürs Glücksspiel, doch muss diese Liebe einseitig gewesen sein, denn er verlor ständig. Auch seine Grafschaft setzte er, der Sage nach in einem Spiel mit niemand geringerem als dem Erzbischof von Paderborn.

Er verlor natürlich, doch erbat sich der Graf: Eine letzte Saat wollte er noch aus- und eine letzte Ernte noch einbringen, ehe er seine Ländereien hergab. Diese Bitte wurde gewährt. Daraufhin aber vertrieb er die Bauern aus ihren Dörfern, und auf die Felder und Wiesen ließ er Eicheln sähen. Als der Bischof schließlich nach der Erntezeit anreiste, um sein gewonnenes Land in Besitz zu nehmen, war sein Staunen groß. Keine Felder fand er mehr vor, sondern nichts anderes als Wald. Den Reinhardswald. Und die letzte Ernte ist bis heute nicht eingeholt.

Wunderliche Dinge im Reinhardswald

Mit wunderlichen Dingen hatten es die Bewohner des Reinhardswaldes zu tun. So sollen Sababurg, Trendelburg und Bramburg von drei Riesenschwestern erbaut worden sein und hängen der Nasse und der Trockene Wolkenbruch mit ihrer Sage zusammen. Auf dem Gahrenberg soll es dereinst Schätze aus Gold und Edelstein gegeben haben, samt einer Stadt, welche all den Reichtum hortete, doch Gottes Zorn auf sich zog. Die Stadt verging, wenn auch niemand mehr weiß, wie es passierte.

Den Teufel ausgetrickst?

Im Kutscherborn bei Immenhausen soll derweil ein Kutscher, der sein Gespann armer Pferde zu erbarmungslos angetrieben hatte, zur Gänze versunken sein – doch ohne Kutscher kam das Gespann wieder hervor und setzte seinen Weg führungslos fort. In anderen Sagen gehen Bauern und Bürger verhängnisvolle Geschäfte mit dem Teufel ein, so wie bei Immenhausen, wo man mit des Teufels Hilfe eine Kirche erbaute, ihm aber den versprochenen Lohn – unschuldige Seelen nämlich – nur in derselben Kirche übergeben wollte. Derartig hinters Licht geführt, denn eine Kirche betreten konnte er schließlich nicht, schleuderte der Teufel mächtige Steine in Richtung Stadt, welche teils noch heute in der Umgebung zu finden sein sollen.

Was die Sage lehrt

Was nimmt der Lauscher dieser Sagen mit? Im Grunde steckt vieles hinter den alten Geschichten, was auch heute nicht verkehrt genannt werden kann. Viele phantastische Dinge der Sagenwelt sind inzwischen wissenschaftlich geklärt, gewiss, doch welche Lehren liegen zugrunde? Schlechten Menschen ergeht es manchmal schlecht. Auch gute Leute bleiben nicht immer verschont. Und wer sich mit dem Teufel auf Handel einlässt, der ist besser gerissen oder zieht unweigerlich den Kürzeren.

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