Am hellen Tag durchs Dunkel schreiten: Der Carlsbahntunnel | Beverunger Rundschau

Veröffentlicht am 19.09.2023 15:40

Am hellen Tag durchs Dunkel schreiten: Der Carlsbahntunnel

Gähnender Schlund am Kesselberg: Das Nordportal. (Foto: Marc Otto)
Gähnender Schlund am Kesselberg: Das Nordportal. (Foto: Marc Otto)
Gähnender Schlund am Kesselberg: Das Nordportal. (Foto: Marc Otto)
Gähnender Schlund am Kesselberg: Das Nordportal. (Foto: Marc Otto)
Gähnender Schlund am Kesselberg: Das Nordportal. (Foto: Marc Otto)

Wer auf eine Wanderung geht, der kann gerade mit Kindern an Etappenzielen und spannenden Wegmarken gar nicht genug haben. Da bietet sich an, einmal am hellichten Tag durchs Dunkel zu schreiten: Der Carlsbahntunnel ganz in der Nähe von Deisel bietet ein solches Mini-Abenteuer.

Zumindest im Sommer, denn von Ende Oktober bis Anfang April wird er zum Winterquartier von Fledermäusen. Durch die Schlafstube von Fledermäusen zu spazieren, dürfte gerade für junge Wanderer und Fahrradfahrer spannend sein. Zugleich entkommt man für ein paar Augenblicke der brütenden Hitze - oder auch einem Regenschauer.

Modern erhellt

Bei der Passage durch den Kesselberg tappt man dabei nicht völlig im Finstern. Ein Beleuchtungssystem, welches sich per Bewegungsmelder aktiviert, sorgt dafür, dass die kleine Reise unter Tage nicht zu gruselig wird oder jemand über die eingenen Füße stolpert. Ein wenig Fantasie haucht den Schatten in Fugen und Nischen Leben ein, lässt dabei Märchen und Sagen aufleben. Wichtel, Bergmännlein oder auch Zwerge – die kleinen Geister der Erde bewohnen auch den Reinhardswald. Und im Carlsbahntunnel gibt es so manche Ecke und Spalte, an der die Wanderer vorüber gehen. Doch ob der ehemalige Eisenbahntunnel nun übernatürlich bewohnt ist oder nicht – geschaffen wurde er von rein menschlicher Arbeitskraft. Oder zumindest ist noch keine Sage bekannt, nach der die Wichtel beim Bau halfen.

Das Große Mausohr, Deutschlands größte Fledermaus, ist da schon etwas zuverlässiger nachgewiesen. Im Sommer kann man ihre Anwesenheit etwa durch winzige Käferreste am Boden erkennen. Doch keine Sorge, finden sie ihre Ruheplätzchen doch in über sechs Metern Höhe unter dem Deckengewölbe. Dabei wird gebeten, nicht mit der Taschenlampe nach ihnen zu suchen. Kein Schläfer freut sich über einen grellen Lichtkegel, der ihm ins Gesicht scheint.

Kleine Historie

Errichtet wurde der Carlsbahntunnel in den Jahren 1847 bis 1848. Dank ihm konnte die Carlsbahn die Fahrt durch die Flussauen des Diemeltals vermeiden, welche häufig von Hochwasser gefährdet waren. Der letzte Personenzug fuhr 1966, und noch vier Jahre später wurden Güter durch den Tunnel transportiert, ehe er stillgelegt wurde. Erst Jahrzehnte später, im Jahre 2014, wurde er nach umfassender Sanierung erneut geöffnet. Diesmal durchquerten ihn allerdings keine „Drachen“ aus Stahl und Eisen, sondern Drahtesel und Menschen auf des Schusters Rappen.

Am Hessischen Radfernweg 4 sowie am Diemelradweg gelegen, ist der Tunnel eine beliebte Abkürzung. Zuvor musste der Kesselberg schließlich umfahren werden, auf einer Strecke von 1,8 Kilometern und mit nicht zu unterschätzender Steigung. Der Tunnel an sich ist 202 Meter lang.

Inzwischen kann man am Südportal direkt am Eingang des Tunnels gemütlich verweilen. Zwei Sitzgruppen, je eine auf jeder Seite, laden zum Picknick ein. Auch am Nordportal warten Bänke, allerdings erst nach einigen weiteren Metern Fußweg – mit umso schönerem Ausblick aufs Tal hinaus.

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