Mit einem Tag der offenen Tür nahm das neue Berufsorientierungszentrum (BOZ) des Landkreises Kassel am Wochenende offiziell seine Arbeit auf. Rund 850.000 Euro wurden in das Zentrum im Immenhäuser Industriegebiet investiert, so Landrat Andreas Siebert. Etwa drei Viertel davon kommen als Förderung vom Land Hessen und sollen die laufenden Kosten der ersten beiden Jahre decken Die Differenz ist über die Anteile der sechs Genossenschaftsmitglieder gedeckt. Das BOZ in Immenhausen ist das erste seiner Art in Hessen und das zweite in der Bundesrepublik. Hier sollen Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 7 Gelegenheit erhalten, sich über unterschiedliche Berufe zu informieren und Hilfestellung für die spätere Berufswahl zu erhalten.
Die initiale Idee, so Landrat Siebert, reicht etwa vier Jahre zurück. Seinerzeit hat eine Delegation vom Landkreis und Wirtschaftsverbänden das Vorbild des BOZ im westfälischen Delbrück besucht, ergänzt Fachdienstleiter Oliver Brunkow. Schnell war damals klar: Das ist auch ein Modell für Nordhessen, wo sich seinerzeit ebenfalls schon ein Fachkräftemangel abzeichnete, dem es durch frühzeitige Berufsorientierung an den Schulen entgegenzuwirken galt. Schnell waren neben dem Initiator Landkreis regionale Wirtschaftsverbände mit im Boot: Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft, Einzelhandelsverband und Arbeitgeberverband Hessenmetall gründeten die Trägergenossenschaft des BOZ.
Da das BOZ für Schulen aus dem gesamten Landkreis gut erreichbar sein soll, stellte sich die Suche nach dem geeigneten Standort zunächst als Herausforderung dar, so Landrat Siebert. Letztlich habe man sich für den Standort Immenhausen entschieden, da dieser relativ zentral gelegen und durch die Regiotram aus allen Winkeln des Landkreises gut erreichbar ist. Hinzu kam, dass Carsten Rahier, Vorsitzender von Hessenmetall und geschäftsführender Gesellschafter der sera Group in Immenhausen, die Idee von Beginn an engagiert unterstützte und Flächen am jetzigen Standort anbot. Final soll das BOZ im Verwaltungsgebäude der ehemaligen Glashütte Süßmuth seine Heimat finden, sobald die dortigen Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind. Laut Carsten Rahier, dem auch diese Immobilie gehört, verzögere sich die Fertigstellung der dortigen Sanierung aufgrund immer neuer Auflagen seitens des Denkmalschutzes. Er sei aber guter Dinge, dass das BOZ im Laufe des Jahres 2026 dort einziehen könne.
Wichtigstes Ziel des BOZ ist es, jungen Menschen schon früh in ihrer schulischen Karriere einen breiten Überblick über Berufschancen in der Region zu ermöglichen. Dazu werden sich neben den sechs Mitgliedern der Genossenschaft dann bis zu 45 Mitgliedsunternehmen engagieren. Die Berufsbilder reichen vom klassischen Handwerk wie Bäcker, Metallbearbeitung und Mechatronik, Fahrzeugtechnik über Einzelhandelsberufe bis hin zu Bankkaufleuten, so Geschäftsleiterin Sandra Gritzo, die mit ihrem Team mit einem Full-Service-Ansatz Betriebe und Schulen zusammenbringen will. Bei den Vorort-Veranstaltungen können sich die Jugendlichen dann in unterschiedlichsten Tätigkeiten versuchen und Talente und Neigungen entdecken, im besten Fall vielleicht mit ihrem zukünftigen Ausbildungsbetrieb in Kontakt treten.