Die Beflaggung, blau-weiß. Die Hemden, blau-weiß. Der Brunnen auf dem Kellerplatz, blau-weiß. Und viele Könige und Königinnen, die Beverungen über vier Tage hinweg feierte, als gäbe es kein Morgen. Aus gutem Grunde: In jedem ungeraden Jahr wird gefeiert, so die Regel. Aus allgemein bekanntem Grunde aber lag das letzte Fest im Jahr 2019, seitdem Durststrecke. Es galt, etwas nachzuholen.
Höhepunkte der Feierlichkeiten sind stets die Umzüge. Mit stoischer Disziplin schreiten die Schützen daher, Marschmusik spielt, es glänzen Medaillen auf Uniformen, und darüber hinaus gibt es die herrlichen Kleider von Hofdamen und Königin zu bewundern. Kein Wunder also, erweisen sich die Parademärsche stets als Publikumsmagnet. Die Lange Straße wurde dabei zur Prachtallee, sogar gleich dreimal.
So steht am Samstag stets das Kinderkönigspaar mit seinem Hofstaat im Mittelpunkt. Kinderschützenkönig Ismail Hashimi erzielte das beste Ergebnis beim Dosenwerfen und wurde mit Kette, Fliege und Zylinder gekrönt. Zur Kinderkönigin wählte er Amelie Wederhake, die mit ihm und den Hofdamen in der Kutsche fahren durfte. Der Hofstaat mit Pagen, Offizieren und Adjutanten setzte sich aus allen vier Kitas der Stadt zusammen. Beim Umzug waren die Kindertagesstätten mit ihren Schützlingen in blauen und weißen T-Shirts dabei und auch die älteren Nachwuchs-Schützen marschierten mit Holzgewehr mit.
Und während die pralle Sonne vom Himmel lachte, durfte man sich als Zuschauer darüber freuen, in kurzer Hose und T-Shirt erscheinen zu dürfen. Für die Akteure der Umzüge sieht das Protokoll naturgemäß eine striktere Kleiderordnung vor. Heiße 33 Grad im Schatten strapazierten am Sonntag Schützen und Kapellen bei der Parade in der Weserstraße und dem Generalmarsch zum Festzelt. Das rosa Kleid der Königin Sonja Haase glitzerte wie mit tausend Diamanten besetzt, ihre Hofdamen strahlten in königsblauen Roben mit der Sonne um die Wette. Schützenkönig Ralf Göllner grüßte, seinen Zylinder schwenkend, in die Menge und genoss die letzten Stunden seiner Regentschaft.
Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften ehrte Oberst Georg Dressler mit der Goldenen Nadel und Hauptmann Norbert Loepp mit dem St.-Sebastianus-Ehrenkreuz für ihre Verdienste um das Schützenwesen und Leutnant Christian Haase mit dem St.-Sebastianus-Ehrenschild für seine Verdienste um Glauben und Kirche.
Am Montag versammelte man sich einmal mehr. Am Vormittag hatte sich die Krönung des neuen Königs ereignet – und insbesondere die Ausrufung der neuen Königin. Peter Riepe und Karin Latzel wurden als neue Majestäten sehnlichst erwartet. Das Publikum, das die Straße säumte, musste sich zunächst gedulden. Natürlich, so ging es schmunzelnd durch die Runde, steht frau vor gewissen Herausforderungen, wenn die Kür zur Königin erst eine Handvoll Stunden alt ist.
Schließlich traf das Königspaar ein, fuhr zunächst per Kutsche, nahm dann auch schreitend die Aufstellung der Schützen, Kapellen und der 2. Kompanie des ABC-Panzerabwehr-Bataillons aus Höxter ab. Königin Karin Latzel erschien in sommerlich geblümtem, cremefarbenem Kleid, während König Peter Riepe bewährt mit Frack und Zylinder auftrat. Seiner Königin stiehlt man schließlich nicht die Schau. Ihre Hofdamen trugen derweil unisono rubinrot.
So fand sich Beverungen also – nach viel zitierter Pause – endlich wieder im fröhlichen Wirbel eines Schützenfestes wieder. Die Begeisterung war spürbar, wohin man auch ging und schaute in der festlich geschmückten Stadt. Auch an der Weser gings hoch her, dort wartete das schlagende Herz einer Kirmes auf die Feierfreudigen.