Es feiert das Barock-Juwel am Weserfluss | Beverunger Rundschau

Veröffentlicht am 12.08.2024 12:02, aktualisiert am 12.08.2024 12:08

Es feiert das Barock-Juwel am Weserfluss

Beim Laudationes et Lamentationes kamen Zeitzeugen aus der Vergangenheit zu Wort. (Foto: Marc Otto)
Beim Laudationes et Lamentationes kamen Zeitzeugen aus der Vergangenheit zu Wort. (Foto: Marc Otto)
Beim Laudationes et Lamentationes kamen Zeitzeugen aus der Vergangenheit zu Wort. (Foto: Marc Otto)
Beim Laudationes et Lamentationes kamen Zeitzeugen aus der Vergangenheit zu Wort. (Foto: Marc Otto)
Beim Laudationes et Lamentationes kamen Zeitzeugen aus der Vergangenheit zu Wort. (Foto: Marc Otto)

Anno 1699 wars, da wurde dort, wo die Diemel in die Weser mündet, der Grundstein für eine Stadt gelegt. In der unwirtlichen, sumpfigen, mit seinen umgebenden Bergen und Klippen aber auch herrlichen Landschaft wurde Sieburg gegründet, das heutige Bad Karlshafen. Und dieses 325-jährige Jubiläum wurde mit einem langen Feierwochenende gebührend zelebriert – bei strahlendem Sonnenschein, das kühle Wasser des Hafenbeckens stets in der Nähe. Auf dem Platz vor dem Rathaus fand sich Unterhaltung für die ganze Familie.

Hier fanden sich am Samstag auch Besucher und Ehrengäste ein, um einem Festakt der besonderen Art beizuwohnen. Niemand geringeres als Seine Durchlaucht Landgraf Carl, nur echt mit klassisch gelockter, falscher Perücke und erhaben verkörpert durch Karl-Erwin Franz, empfing beim Laudationes et Lamentationes die Gäste, zusammen mit Bürgermeister Köhler, dem ersten Bürgermeister Sieburgs (um 1715), stellvertreten durch seinen gegenwärtigen Amtskollegen Marcus Dittrich. Zusammen empfingen sie Zeitzeugen der Geschichte – einen hugenottischen Bauern, einen Schulmeister mit beachtlicher Lobrede, einen Oberst, betraut mit dem Bau eines Kanals und einen Erfinder. Sie lieferten spannende Schlaglichter auf eine Welt, die war – und aus gewissen Blickwinkeln immer noch ist.

So kam der hugenottische Bauer Jean Pickery, verkörpert von Joachim Ewers, zu Wort über seine Flucht aus Frankreich und seine Zwischenstation in Helmarshausen, wo man den Seinen die Vorzüge missgönnte, die sie als Flüchtlinge genossen. In Bad Karlshafen indes warten spezielle Regeln und Gesetze auf den Landwirt, welches Vieh etwa zu halten sei und dergleichen. „Wir werden es bedenken“, lautete die huldvolle Antwort Carls.

Von Plänen zum Diemelkanal hörte man von Oberst von Münnich, dargestellt durch Guntram Rother, der Carl davon abriet, diese Idee bis zum Rhein treiben zu wollen. Es seien zu viele Schleusen nötig und die Landstraße die bessere Alternative.

„Wir werden es bedenken“, so die Antwort seiner Durchlaucht.

Gleichfalls kam als stadtbekannte, historische Figur Orffyreus, dargestellt von Dieter Dotzart, zu Wort, um Landgraf Carl von seinen Erfindungen zu berichten.

Pastor Endemann, verkörpert durch Dr. Roland Löffler, lieferte indes eine Laudatio auf Bad Karlshafen, aufgebaut nach den antiken Regeln der Rhetorik und Vergleiche mit keiner geringeren Stadt ziehend als Rom, so sei vor der Grundsteinlegung doch alles ein Sumpf gewesen, Flüsse und Triften, „ein großer tiefer Teich, mehr nicht“. Was Bad Karlshafen, damals Sieburg, auszeichnete, waren seine Lage in der Schönheit der Natur, schmucke Gebäude voller Pracht und Anmut, aus Stein und Mörtel, nicht aus Holz und Stroh (wie bei den Nachbarn). Auch Handel und Gewerbe blühten, dank Weser auf der einen und Diemel auf der anderen Seite. Geschlossen wurde mit den erhebenden Worten: „Mögen die Neider spotten, Rom haben sie auch verspottet.“

Musikalisch untermalt wurde diese Darstellung durch Christian Schäfer am Cembalo. Als Ehrengäste kam u.a. Dr. Alexander Friedrich Wachter zu Wort, Regierungsvizepräsident beim Regierungspräsidium Kassel.

Auch jenseits der Bühne wurde kräftig gefeiert, mit Speis und Trank und Unterhaltung. Die portugiesische Gemeinde Bad Karlshafens beteiligte sich dabei mit besonderen Leckerbissen, beispielsweise Krabbengreifern, direkt mit der Schere als Greifhilfe, oder Blätterteigtörtchen. Doch auch Spanferkel, die bewährte Bratwurst, Pizza, Spanferkel und mehr standen den Besuchern des Stadtfestes zur Auswahl. Bevölkert wurde das Festtreiben des weiteren mit Kunsthandwerk und Ständen zum Bummeln und Stöbern.

Ausreichend Gelegenheit für Spaß und Toben hatten auch die kleinen Besucher, etwa auf der Piratenhüpfburg oder im Wasserball. So ging es bunt zu, rund um den Barockhafen, wie es einem solchen Stadtjubiläum eben gebührt.

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