Im Forstrevier „Karlsbrunn“ bei Beverungen hat sich das Team „Generhaltung“ von Wald und Holz NRW auf die Suche nach besonderen Nadelbäumen gemacht, den Eiben. Diese eigentlich heimische Baumart ist in den Wäldern sehr selten geworden. Denn Eibenholz war nicht nur Grundlage für den mittelalterlichen Bogenbau, sondern sie ist giftig für Mensch und Tier und wurde deshalb in der Vergangenheit oft konsequent entfernt.
„Die Eibe ist einfach eine tolle Baumart. Sie passt super in unsere Buchenwälder, da sie viel Schatten erträgt, sehr unempfindlich gegenüber Trockenheit ist und dazu noch tolle Wuchsform und einzigartiges Holz bildet“, bringt Friederike Wolff, zuständige Revierförsterin vom Regionalforstamt Hochstift ihre Begeisterung auf den Punkt.
Dass die Eiben im Staatswald bei Beverungen bewahrt wurden, ist dem wachsamen Auge der Revierförsterinnen zu verdanken. „Hier nicht nur einzelne Exemplare der ältesten Baumart Mitteleuropas zu finden, sondern einen richtig alten Buchen-Eibenmischwald, ist schon was ganz Besonderes“, betont auch Dr. Marius Zimmermann, Sachgebietsleiter Forstgenetik und -vermehrungsgut aus dem Zentrum für Wald und Holzwirtschaft in Arnsberg.
Mit Spannung haben Förster, Waldbesitzende und Baumschulen auf den Herbst gewartet. Die Baumschulen brauchen dringend Nachschub, um Waldbesitzende auch in den nächsten Jahren mit jungen Bäumen versorgen zu können, um damit Kahlflächen auf zu forsten und die Wälder klimastabiler zu machen. Und so werden aktuell Eicheln, Bucheckern, Tannenzapfen und Ahornsamen gesammelt.
Das Regionalforstamt Hochstift überwacht die Saatguternten in den Kreisen Paderborn und Höxter. Gesammelt werden darf nur in ausgewählten Wäldern, die in einer zentralen Datenbank erfasst sind. Die Ernten unterscheiden sich von Jahr zu Jahr sehr stark, da die Fruchtbildung der Bäume, die „Fruktifikation“ sehr stark vom Biorhythmus der Baumarten, aber auch von Wettereinflüssen wie Spätfrösten und Trockenheit abhängt. Dieses Jahr sieht es gar nicht so schlecht aus. Es konnten bereits über 800 Kilogramm Weißtannenzapfen geerntet werden. Aktuell werden in mehreren Wäldern Bucheckern, Eicheln und Ahornsamen gesammelt.
Damit in den nächsten Jahren wieder mehr Eiben wachsen, haben Zimmermann und sein Team junge Äste der Eiben abgeschnitten, in der Fachsprache „Reiser“ genannt. Insgesamt wurden über 100 Bäume beerntet. „Das Gelände war schon sehr steil, da mussten wir richtig aufpassen“, gibt Ingo Hamm, Forstwirtschaftsmeister aus dem Arnsberger Team, zu. Aber die Mühe hat sich gelohnt. „Die Zweige werden wir in Arnsberg so behandeln, dass sie Wurzeln austreiben. So wird aus einem Zweig ein Klon-Baum des Originals. Unser Ziel sind 1500 Klone, die wir dann später zu Bäumchen heranziehen“, erläutert sein Kollege, Forstwirt Dietmar Figura.
Doch nicht nur auf die Menge kommt es an. Die Eibe wächst streng geschlechtergetrennt. Es gibt männliche und weibliche Bäume. „Wir haben schon bei der Ernte auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis geachtet“, erklärt Dominik Mütze, Hochschulpraktikant bei Friederike Wolff. Das ist wichtig, damit es später auch mit der natürlichen Vermehrung klappt. In zwei bis drei Jahren sind die kleinen Pflanzen dann hoffentlich soweit, wieder in den Wald zurückzukehren, wahrscheinlich sogar nach Beverungen. „Wenn in 100 Jahren Waldbesuchende wieder häufiger Eiben im Wald sehen, haben wir unser Ziel erreicht“, hofft Försterin Wolff.