Seit Februar 2023 arbeitet Annette Wagemeyer als Rehaklinik-Seelsorgerin in Bad Driburg. Sie wuchs in Dalheim auf. Nach dem Realschulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau und legte das Fachabitur an der Höheren Handelsschule Büren ab. Mit 34 Jahren reifte in ihr der Wunsch, noch einmal etwas ganz Neues zu beginnen. „Das Leben hält noch so viel bereit. So nahm ich 2004 ein vierjähriges Direktstudium der Religionspädagogik an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen in Paderborn auf. Inzwischen waren unsere Kinder geboren. In dieser herausfordernden Zeit wurde ich sehr durch meine Familie unterstützt“, erinnert sich Annette Wagemeyer mit Dankbarkeit. Im Jahre 2008 schloss sie erfolgreich das Studium zur Diplom-Religionspädagogin ab. Den neuen Aufgaben sah sie mit Vorfreude und Spannung entgegen. Mit Dankbarkeit und großem Respekt spricht sie über Pastor Josef Wördehoff, der ihr jederzeit Hilfe und Unterstützung in ihrem neuen Aufgabenfeld gab. Sie konnte viel von ihm lernen und schätzte seinen Rat sehr. Von 2013 bis 2019 arbeitete sie als Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Lichtenau. „Mit den neuen Aufgaben bin ich gewachsen“, sagte sie rückblickend.
Eine Vielzahl an Weiterbildungen hat Annette Wagemeyer absolviert. Dazu gehörte zum Beispiel eine Weiterbildung „Krankenhaus-Seelsorge“ in Köln. Seit Anfang 2023 arbeitet sie in den Reha-Kliniken in Bad Driburg und in der Aatalklinik Wünnenberg.
Interessierte Reha-Patienten suchen den Kontakt zu ihr. „Diese seelsorgerischen Gespräche sind ein großes Geschenk für mich. Die Lebensgeschichten anderer Menschen zu hören und ihnen zu helfen, ist meine Aufgabe. Ich sehe mich dabei als Schatzsucherin“, sagte sie. Mit Einfühlungsvermögen versucht sie, den Reha-Patienten einen positiven Blick zu eröffnen. Dabei hilft auch Meditation und zum Beispiel eine Kartensammlung. Um einen Einstieg in das Gespräch zu finden, lässt sie oft eine Karte aus einem Kartenstapel ziehen. Jede Karte enthält einen motivierenden Text, zum Beispiel: „Jeder Tag hält neue Chancen und Möglichkeiten für mich bereit.“
Oft erhält Annette Wagemeyer eine Rückmeldung von Teilnehmern. „Ich bekomme Briefe von Reha-Patienten, in denen sie mir schreiben, wie dankbar sie über meine Hilfe sind und dafür, dass ich ihnen einen Weg aus der Krise gezeigt habe. Das macht mich sehr glücklich“, resümierte sie.
Manche fragten auch: „Warum straft mich Gott mit dieser Krankheit?“ Antwort darauf zu finden, ist nicht immer einfach.
Zu ihren Gesprächen nimmt sie eine kleine Königsskulptur mit, die Ralf Knoblauch, Diakon aus Bonn-Lessenich geschaffen hat. In seiner Werkstatt suchte sie sich „ihre Königsskulptur“ unter vielen aus. Annette Wagemeyer lässt die Patienten diese Skulptur in die Hand nehmen, damit über diese Berührung leichter ein Gespräch zustandekommt.
Einen unvergesslichen Urlaub verlebte Annette Wagemeyer mit ihrer Familie und Verwandten in diesem Jahr. Mit dem Wohnmobil ging es nach Irland. Die Reise hinterließ viele bleibende Eindrücke. „London war eine der Stationen. Mit meinem Sohn habe ich das Harry-Potter-Museum in London besucht. Wir waren beide begeistert“, schwärmte sie.
In ihrer Freizeit liest Annette Wagemeyer viel. „Mich interessieren vor allem historische Frauenromane. Aber auch Ratgeber-Bücher lese ich gern. Ich liebe die Natur und finde bei Spaziergängen Ruhe und Entspannung.“ Sie war lange Mitglied im Chor in Holtheim.
Seit 16 Jahren schnitzt Diakon Ralf Knoblauch Königinnen und Könige. Er hat rund 2000 dieser Skulpturen geschaffen, die inzwischen an etwa 220 Standorten weltweit zu finden sind. Ralf Knoblauch lernte Tischler. Von 1985 bis 1988 besuchte er das Clemens-Hofbauer-Kolleg in Bad Driburg zur Erlangung der Hochschulreife und studierte danach katholische Theologie in Bochum. Als Diakon hat er bei seiner Seelsorge und in seiner Kunst gerade die Menschen in Not im Blick. Die Königsskulpturen sind ganz unterschiedlich, ohne viele Details, aber alle tragen eine goldene Krone. Die soll zum Ausdruck bringen: Jeder Mensch ist wie ein König. Er möchte den Menschen die Würde zurückgeben und das vor allem den Menschen, denen es nicht gutgeht. Das sind Menschen auch in Indien oder in der Ukraine.
Für Jutta Bartels, die durch die Flut 2021 hart getroffen wurde, fertigte er eine Königsskulptur an. Das Holz stammte aus einem Balken ihres Fachwerkhauses. So hat die Figur einen neuen Wert erhalten und kann auf ihre Weise ein wenig Trost spenden.